Die Ankündigung eines Ausflugs zur Besichtigung einer Wallfahrtskirche in Lautenbach (1875 Einwohner, Renchtal) mit einer Stunde Kirchenführung und (nur) 4 km Wandern in der Ebene weckte eher durch sein ungewöhnliches Datum Aufmerksamkeit: am 07.11.2019, also einem Donnerstag. Zur Motivation an der Teilnahme verhalf ahnungslosen Leuten nur das Vertrauen in die Wanderführerin.
Hinter der unscheinbaren Touren-Ankündigung verbarg sich jedoch ein Hit und eine gelungene Überraschung in vielerlei Hinsicht.
Schon die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln war – trotz Umsteigens – erfreulich pünktlich, problemlos und gefühlt kurz. Die Wallfahrtskirche war ein echtes Highlight. Kirchenführer Gebhard Schmid hielt einen so spannenden Vortrag, dass sich sogar die beiden unverbesserlichen Fotografierer schon nach dem ersten Foto wieder auf das reine Zuhören umgestellt haben, nur um bloß kein Wort von ihm zu verpassen. Geholfen hat ihm sicher moderne Technik. So konnte er mit seinem Smartphone nur diejenigen Teile der Kirche beleuchten, über die er gerade sprach. Und mit dem Lichtzeiger konnte er darüber hinaus auf konkrete Besonderheiten und Unterschiede auch weit entfernt hinweisen – beispielsweise im Deckengewölbe. Zur Spannung beigetragen hat aber – neben der mehr als 500-jährigen Geschichte der Kirche, die sie trotz vieler Kriege wundersamerweise unbeschadet überstanden hat – auch sein durch persönliche Verbundenheit mit dieser Kirche geprägter Vortrag und seine Fachkenntnis, durch die wir nebenher und zusätzlich auch einiges Allgemeines über Kirchen und Kunstgeschichte erfahren haben. Jahreszeitgemäß war es etwas kühl in der Kirche und so waren alle froh, sich nach der Führung und den dann anschließenden Fotosessions wieder sportlich bewegen zu können.
Und schon erwartete uns die nächste Überraschung: an der Rench entlang führte ein sehr schöner Weg mit einer wunderbaren Sicht auf die umgebenden herbstlichen Berglandschaften nach Oberkirch. Dort erwartete uns eine Einkehr im ältesten Gasthaus Oberkirchs. Während des Essens hatte der Regen begonnen. Aber immerhin schafften wir danach noch eine Kurz-Stadtbesichtigung, bevor der nächste heftige Regenguss niederging. Auch die Rückreise von Oberkirch nach Appenweier war in mehrfacher Hinsicht interessant. Durch die erhöhte Sitzposition im Bus hatten wir (in Fahrtrichtung links) eine Aussicht auf wunderschöne Natur; eine Sicht, die vom PKW aus verwehrt bleibt.
Die Rückreise war auch deswegen interessant, weil außer uns nur noch Schüler im Bus waren. Sie identifizierten uns neun als alte Leute und wollten wissen, woher wir (in dieser offenbar gefühlten Übermacht) plötzlich kommen. Im Gegenzug konnten wir erfahren, warum sie einen so (von uns gefühlt) langen Schulweg haben.
Text und Fotos: Anita Welti