Kulturelle Wanderung in den Reben rund um Zell-Weierbach
Am Sonntag, den 22.1.2024, hatte unsere fleißige Wanderführerin Silke Michel eine besondere Wanderung im Angebot, der ihr 17 Teilnehmende folgten. Silke bot eine kulturelle Tour an, die bei ca. 13 km Wegstrecke und 230 Höhenmetern im Auf- und Abstieg kultur- und bewegungsinteressierten Menschen unterschiedlichen Alters ein besonderes Erlebnis vermittelte: die Verbindung von Sport und Bewegung mit kulturell geprägten Wegpunkten und das alles bei anregenden Gesprächen, bester Laune in der Gruppe und schönem Winterwetter. Nur schade, dass wieder nur zwei Männer teilhaben wollten oder konnten. Zum positiven Ausgleich durfte man wieder 5 Gastwanderinnen und Gastwanderer sogar auch jüngeren Alters begrüßen.
Vom Bahnhof in Offenburg aus führte uns Silke gut vorbereitet zunächst zum seit 2003 unter Denkmalschutz stehenden Waldbachfriedhof, wobei der Fokus zwar auch auf der jungen und frischen Grabstätte Wolfgang Schäubles lag, insbesondere aber auch auf einem seit 1870 bestehenden jüdischen Gräberfeld, auf Gefallenengräbern des 1. Und 2. Weltkrieges und einem Alliiertenfriedhof, auf dem noch kurz vor Kriegsende 1944 45 KZ-Häftlinge erschlagen wurden. Darüber hinaus nahm man Notiz von 90 Reihengräbern ehemaliger Klosterschwestern. Auch ein Arboretum ist auf dem Waldbachfriedhof zu bestaunen: Nach Sturm Lothar wurden seit 1999 bis 2020 über 120 Baumarten aufgenommen.
Weiter wanderten wir zur evangelischen Auferstehungskirche mit ihrer schlichten, modernen Architektur des Architekten Richard Döcker, die 1969 eingeweiht und 2019 saniert wurde. Den Kontrast hierzu bildete die Weingartenkirche St. Philippus und Jakobus, eine im Kern 1396 eingeweihte spätgotisch errichtete Basilika, die 1876/78 neugotisch überformt wurde und im Innern einen architektonisch beeindruckenden Chor und Altar sowie eine Winterhalter Orgel von 2002 aufweisen kann. Unweit der Kirche gegenüber befindet sich eine „auf Kopf“ geschnittene Buche, die, um mehr Biomasse produzieren zu können, als Jungbaum immer wieder abgeschnitten wurde. (siehe Galerie).
Auf dem historischen Kirch- und Friedhofsweg, der 2012 durch eine Bürgerinitiative vor dem Zuschütten gerettet wurde, führte der Weg weiter in die Weinberge, bis die Nikolauskapelle erreicht wurde, ein 1999 in Rammersweier wieder errichtetes Gebäude, das ursprünglich in der Schellenbergstraße stand und durch unzählige Ehrenamtsstunden Freiwilliger mit Unterstützung lokaler Unternehmer seinen neuen Standort fand.
Bevor in der Wellerhütte mit schönster Aussicht bis nach Straßburg bzw. im Süden in die Vogesen der ideale Rastplatz gefunden war, konnten wir noch den Wolfsbrunnen in Rammersweier passieren. Der Wolf ist das Wappentier dieses Ortsteils von Zell-Weierbach. Durch einen landschaftlich schönen Schlenker durch die Reben stiegen wir wieder hinunter nach Zell, ehe wir noch den geringen Aufstieg zum 245 m hohen „Burschel“ nahmen, einem Aussichtspunkt, den das Wahrzeichen des Ortes ziert, nämlich ein Esel, hier in einer modernen von Adolf Spinner gestifteten Plastik aus Kupferplatten.
Zum Schluss begegneten wir noch dem „Ächterkreuz“ in Zell, das einmal die Grenze der Freien Reichsstadt Offenburg zur Nachbargemeinde Rammersweier markierte und welche von den aus der Stadt Verbannten nicht überschritten werden durfte.
Gut und schnell mit leckeren Gerichten versorgt fanden wir einen vergnügten und frohen Abschluss bei der Schlusseinkehr im Gasthof Brandeck unweit des Offenburger Bahnhofs.
Wir danken Silke für die interessante und schöne Tour auf das Herzlichste!
Text und Fotos*: Herbert Kretz
*Das Titelfoto entstand mit Silkes Apparat, Name unbekannt