Abfahrt Baden-Baden Bahnhof um 7:55 Uhr nach Freiburg – Umstieg nach Ihringen
Von Ihringen aus beginnen wir unsere Tour am Winzerrundweg Ost, teils durch historische Lösshohlgassen mit wunderschönen Blicken zu den Vogesen. Nicht nur ich bin überrascht über das typische Kaiserstühler Landschaftsbild mit seiner Weinbaukultur im Vergleich zum Baden-Badener Rebland oder auch noch weiter nördlich. Wir dürfen uns erneut an prallvollen Reben in vielen Sorten erfreuen und natürlich auf die genussvollen Endergebnisse hoffen.
Entlang den Hohlwegen wurden zu früheren Zeiten nach der Weinlese die vollbeladenen Ochsenkarren ins Tal getrieben und die Furchen im eher weichen Löss bildeten mit Beimischung von Regenwasser mit der Zeit eben diese Hohlgassen. Oberhalb der Rebhänge befinden wir uns im Liliental – ab dem Frühling kann man hier wilde Lilien bzw. Orchideen in vielen Arten bestaunen. Am Kaiserstuhl ist man außer dem Weinbau auch zukunftsbezogen mit dem Erhalt des Waldes beschäftigt und es zeigt sich durch speziell angelegte Versuchsflächen, dass zum Beispiel der Ahornbaum den Anforderungen des Klimawandels sogar in der wärmsten Region Deutschlands gewachsen ist.
Nach genügend Trinkpausen und vielen Eindrücken machen wir eine Vesperpause an einem Naturteich! Es geht nun auf dem Weg zum Lenzenberg steiler bergan. Wir staunen wieder über die hohen Lösswände, in denen sich sogar Höhlen befinden, die die Menschen früher als Unterschlupf bei überraschendem Unwetter nutzten und ganz nebenbei auch als „Kühlschrank“ dienten. Aber auch Insekten nutzen die flexible Struktur des Löss und graben sich Nistlöcher in dessen Wände. Erdbienen und Graswespen sorgen mit den Honigbienen dafür, dass Blühpflanzen und Kirschbäume gut gedeihen.
Auf einem etwa 3 km langen interessanten Kammweg oben am Lenzenberg angekommen, können wir Freiburg mit dem Münster sehen sowie den bekannten Belchen und den Blauen mit seinem markanten Turm, des Weiteren auch den Tuniberg. Der Lenzenberg ist somit eine natürliche Aussichtskanzel!
Bevor wir wieder talwärts nach Ihringen wandern, fällt unser Blick auf den Krebsberg. Dort wurden weitere Rebzellen auf breiten Terrassen geschaffen, um im europäischen Vergleich konkurrenzfähig zu bleiben. Der Pfad der Dulltalgasse fordert unsere Aufmerksamkeit und Konzentration und wir freuen uns immer über solche Abwechslungen. Auch hier schreibt sich die Geschichte buchstäblich in den Stein. Hier versteckten sich Ende des zweiten Weltkrieges die Mütter mit ihren Kindern in den Höhlen. Darin wurde gekocht, gegessen, gearbeitet und gelebt. Bei Dunkelheit schlichen sich die Kinder runter nach Ihringen, um das Vieh in den Ställen zu versorgen. Erst nach getaner Arbeit durften sie zurück in die Höhlen, um zu schlafen. Wir können es nur schwer nachvollziehen!
Unten in Ihringen angekommen, haben wir noch kurze Zeit zur Einkehr, um dann vom Bahnhof die Rückfahrt über Freiburg anzutreten. An dieser Stelle möchte ich mich für die Freude aller bei Herbert Kretz bedanken! Wir waren insgesamt 11 Wanderer – davon zwei uns bekannte Gäste – und hatten den Genuss einer stressfreien, fröhlichen und sehr harmonischen Wanderung mit genügend Pausen, hochinteressanten Erläuterungen durch unseren neuen, sehr versierten Wanderführer! Herzlichen Dank, lieber Herbert, für diesen rundum schönen ersten Herbst – Wandertag!
Text: Uschi Stückle Fotos: Monika Höfele (9*) Herbert Kretz (16) Titelbild: Unbekannte freundliche Wegbegleiterin